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2017, Berlin
walking tour + cooking performance

Urbanborderland

Skyjacking Above/

Tunneling Below
NGBK
 

Urbanborderland

Urbanborderland ist ein fortlaufendes interdisziplinäres Projekt von Mareike Hornof und Yann Colonna. Zwischen Kunstperformance und Stadtforschung verortet, versucht das Duo soziale und physische Grenzziehungen in Städten und Stadtregion zu durchstreifen. Ihr Fokus liegt dabei auf die imaginäre Konstruktion dieser Räume durch ihre Bewohner. Um dies zu ergründen spazieren sie mit einer kleinen aus lokalen Materialien gebauten mobilen Küche und Zeichenmaterial durch Gebiete, die sie zuvor als Grenzräume der jeweiligen Stadt erkannt haben. Schließlich bereiten sie an unterschiedlichen Stationen kleine Gerichte zu, regen Gespräche mit Passanten an und zeichnen mit den Bereitwilligen Karten aus dem Gedächtnis, die auf eine bestimmte Fragestellung zugespitzt sind. Diese eher simple Methode erweist sich in der Praxis als sehr bereichernd. Sie ermöglicht viele Begegnungen und Diskussionen, die in formalen Verfahren undenkbar wären und ermöglicht somit einen intimen Einblick in die Vorstellungswelt von Menschen die zwischen zwei oder mehr Welten balancieren. Im folgende Beitrag stellen sie die bereits abgeschlossenen Spaziergänge in San Diego – Tijuana, Riga und Berlin vor.

Borderregion San Diego - Tijuana

Die erste Kooperation unternahmen Mareike und Yann im Rahmen eines Studienprojektes, das sich mit der Grenzregion zwischen Tijuana und San Diego befasste. Die Besonderheit dieser beiden Städte, aber auch anderer Städte entlang der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko, ist ihre ökonomische und soziale Verwebung. Es sind Städte, die überhaupt erst durch die Grenze entstehen und prosperieren konnten und sich im stetigem Austausch befinden. Trotz der gegenseitigen Abhängigkeit, die es uns aus der Perspektive der Stadtforschung erlaubt von einer Grenzregion zu sprechen, formen die Filterungsprozesse des Grenzregimes eine Dualität aus, die sich auf die Wahrnehmung der Region auswirkt: Zwei Städte, zwei Länder, zwei Bevölkerungen und zwei Kulturen die sich gegenseitig ausschließen. Der Versuch einiger Wissenschaftler*Innen und Aktivisten*Innen über andere kulturelle Bezüge auf die Einheit der Region hinzuweisen inspirierte das Duo zu ihrem Projekt. Zum einen besteht das Argument der Landschaft: Tijuana und San Diego liegen in einem gemeinsamen Tal, das von grenzüberschreitenden Flüssen durchzogen ist. Zum anderen durch die Bezugnahme auf die Kumeyaay, die bereits vor der Grenzziehung und der Kolonisierung das gesamt Tal besiedelten. So versuchten Mareike und Yann das Verhältnis zwischen Einheit und Dualität mit den Menschen, die ihnen begegneten zu diskutieren und in Karten festzuhalten. Mithilfe eines Kreise, der durch eine Linie in zwei Seiten geteilt wird, einem Symbol das sie aus eine Karte der Kumeyaay  aus dem Ethnografischen Museum entnommen hatten, wurden Karten gefertigt die zeigen wie sich das Verhältnis der beiden Seiten in der Wahrnehmung der Befragten darstellt.

 

Für ihre Performance stellten sich die beiden Fahrräder in einer freien anarcho Fahrradwerkstatt in San Diego zusammen und sammelten auf Flohmärkten und übers Internet das notwendige Material für eine mobile Fahrradanhänger-Küche. So brachen sie von San Diego nach Tijuana auf um dort an einem öffentlichen Platz der von Migranten und Deportierten bewohnt wird zu Koche und eine bestimmte Wahrnehmung der Grenzregion einzufangen.

Urbanborderland Berlin

Das Projekt Urbanborderland, fand im Rahmen einer Ausstellung in der NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Künste) mit dem Titel „Skyjacking Above Tunneling Below“ statt. Das Kuratorische Team verband in der Ausstellung künstlerische Position aus Mexiko, USA, Griechenland und Deutschland, die sich mit Grenzregimen und Ihren Auswirkungen beschäftigten. Mareike und Yann erarbeiteten zu diesem Anlass eine neue Performance, die sich als Spaziergang bezeichnen lässt. Wichtig bei der Konzeption, war der direkte Bezug zu Berlin und der NGBK. War Berlin einst das Symbol der Teilung der Welt in zwei Teile, so hat sich die Stadt doch seit dem Mauerfall einen erheblichen Wandel durchlaufen. Nur an wenigen Orten sind noch Spuren der Mauer zu finden. Berlin ist heute nicht nur Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands, sondern hat auch im europäischen und globalen Kontext eine zentrale Rolle eingenommen. Die Grenzposten, Mauern und Zäune, die einst die Stadt und die Welt teilten, sind nicht mehr im inneren der Stadt, sondern wurden nach außen verlagert, an die europäische Außengrenze. Doch spätestens die Fluchtbewegungen von Menschen aus den Syrischen Kriegsgebieten hat gezeigt, dass das passieren der Außengrenzen sowie das Erreichen des Zentrums, keineswegs Bedeutet, dass sich alle Grenzen auflösen. Trotz physischer Nähe und öffentlichem Raum leben die Menschen in der Stadt nicht in einer großen Gemeinschaft. Hier wirken andere Kräfte, die sowohl zu Vergesellschaftung als auch zu Ausgrenzung führen können. Ziel des Spaziergangs war die Offenlegung bestimmter Aspekte dieser In/Exklusionsprozesse entlang der Themen Behiavorismus, Wahrnehmung, Regierungsmethoden und soziale Ungleichheit. Ausgestattet mit einer mobilen Küche und einer fahrenden Palme nahmen Mareike und Yann die Teilnehmende auf eine spielerische Reise durch den Stadtalltag; mit Spielen, Übungen, Zeichnungen, Diskussionen und kulinarischer Kunst. Highlight des Spaziergangs ist schließlich die Befahrung der Spree entlang der Ruinen der alten Grenzanlagen, bei untergehender Sonne.

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